Architekten der Einsamkeit (Version 2)
- Nemesus

- 7. Sept.
- 16 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Okt.
Sei nett. Geh raus. Such dir Leute. Mach eine Therapie. Ich habe das schon tausendmal gehört – und ich weiß: nichts davon funktioniert.
In der Wissenschaft wird gern zwischen Einsamkeit und Isolation unterschieden. Einsamkeit gilt als Gefühl, Isolation als äußere Umstände, die sich in Zahlen erfassen lassen. Du hast zehn Kontakte im Monat? Glückwunsch, dann giltst du als nicht isoliert. Wie du dich dabei fühlst? Irrelevant. Diese Trennung halte ich schon in der Wissenschaft für fragwürdig – und in Videos, die wirkliche Hilfe versprechen, ist sie schlicht am Thema vorbei. Denn oft sind es gerade die Umstände, die deine Gefühle prägen. Wer Einsamkeit isoliert betrachtet, will dir Techniken anbieten, um Symptome zu lindern. Natürlich kannst du eine Tablette gegen Zahnschmerzen nehmen. Aber du erwartest nicht, dass damit die Karies verschwindet.
In diesem Video zerlege ich die acht Tipps, die auf YouTube und auf X am häufigsten geteilt werden, wenn es um Einsamkeit geht – und zeige dir, warum sie gerade wegen ihrer Unbrauchbarkeit so beliebt sind. Anschließend werde ich dir einen Weg zeigen, der tatsächlich aus der Einsamkeit führen kann. Und am Ende des Videos erfährst du, was dieser Kanal noch alles für dich tun kann – und was ihn von allen anderen unterscheidet. Wollen wir beginnen?
Vorab die acht „Tipps“:
Geh raus und triff Leute
Melde dich bei Freiwilligenarbeit oder Gruppen an
Nutze Social Media oder Dating-Apps
Mache Achtsamkeitsübungen
Telefoniere mit alten Freunden oder der Familie
Besorg dir ein Haustier
Sei einfach offen und freundlich
Such dir professionelle Hilfe
Einsamkeit ist ein weltweites Phänomen – viele sprechen bereits von einer Pandemie. Zu den Gesundheitsrisiken zählen Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Immunschwäche, depressive Störungen, kognitive Degeneration und eine erhöhte Sterblichkeit. Der Psychologe Bruce Alexander konnte nachweisen, dass Isolation mit Süchten korreliert. Die Ursachen von Isolation sind überwiegend systemisch und führen zum Empfinden von Einsamkeit. Die Tipps hingegen vermitteln den Eindruck, dass Menschen, die sich einsam fühlen, fast ganz allein dafür verantwortlich wären. Natürlich ist das vollkommen falsch. Stürzen wir uns also in die Details:
Geh raus und triff Leute
Der Physiker und Netzwerkspezialist Albert-László Barabási hat gezeigt, dass sich Menschen überwiegend in einem kleinen Radius bewegen – oft nur wenige bis einige Dutzend Kilometer. Sie gehen immer wieder dieselben Wege, meist zur gleichen Zeit – und stoßen dadurch auch auf dieselben Menschen. Vielflieger mögen größere Distanzen zurücklegen, doch auch sie fliegen meist die gleichen Routen, mit denselben Airlines. Sie landen auf denselben Flughäfen zur gleichen Zeit, um in denselben Hotels einzuchecken – bevorzugt von derselben Kette. Zur Belohnung gibt es dann Treuepunkte.
Melde dich bei Freiwilligenarbeit oder Gruppen an
Und dann? Menschen melden sich aus ganz unterschiedlichen Gründen an: aus Überzeugung, aus Langeweile oder weil sie von Freunden mitgeschleppt wurden. Nur weil jemand im Chor ist, heißt das nicht, dass er singen will – vielleicht will er einfach neue Kontakte knüpfen. Doch auf die, die wirklich singen wollen, wirkt das schnell unaufrichtig. Und ja – sie werden es merken.
Nutze Social Media oder Dating-Apps
Zurück zu Barabási: Social Media spiegelt die physische Welt. Du landest auf denselben Plattformen, bei denselben Gatekeepern, triffst Kontakte, die du seit Jahren persönlich kennst – nur digital. Für die Betreiber ist das finanziell sinnvoll, für dich bleibt es ein Kreis der endlosen Wiederholung.
In Dating-Apps konzentrieren sich Frauen auf die obersten zehn bis zwanzig Prozent der Männer. Diese wiederum suchen bei weniger attraktiven Frauen meist nur kurzfristige sexuelle Abenteuer – während viele Frauen auf eine langfristige Beziehung hoffen. Männer außerhalb dieser Spitze bekommen kaum Matches, egal wonach sie suchen. Am Ende sind beide Seiten frustriert – ähnlich wie in der physischen Welt.
Die Psychologen Russell Clark und Elaine Hatfield setzten Ende der 1970er-Jahre an der Florida State University zwei gleich attraktive Lockvögel ein: eine Frau für die Männer, einen Mann für die Frauen. Die Fragen waren identisch – die Antworten nicht. „Magst du mit mir ausgehen?“ – Zustimmung bei beiden Geschlechtern etwa 50 %. „Magst du auf mein Apartment kommen?“ – Männer ca. 69 %, Frauen ca. 6 %. „Willst du mit mir ins Bett gehen?“ – Männer ca. 75 %, Frauen 0 %. – 20 Jahre nach der Antibabypille. Zehn Jahre nach Woodstock. Weißt du Bescheid.
Mache Achtsamkeitsübungen
Setz dich gern in den Schneidersitz, zünde ein Räucherstäbchen an. Im besten Fall lernst du, reflektierter mit deinen Gefühlen umzugehen. Im schlechtesten Fall vergräbst du dich in okkulten Büchern und beschäftigst dich noch weniger wirklich mit dir selbst. Doch deine Isolation wird dadurch nicht geringer. Warum auch? Die Umstände außerhalb von dir bleiben konstant. Im Idealfall nimmst du sie jetzt nur noch klarer wahr – aber das reicht allein nicht aus. Um komplexe Probleme zu lösen, brauchst du Analytik, nicht Esoterik.
Telefoniere mit alten Freunden oder der Familie
Wenn sie dir helfen könnten, hättest du nicht auf dieses Video geklickt. Außerdem: Mit zunehmendem Alter nimmt die Zahl der Freunde und Verwandten ab – durch Entfremdung, Umzüge oder schlicht, weil Menschen sterben. Und selbst wenn du noch jung bist: Bildungsferne, religiöse Ausrichtung oder auch Armut innerhalb von Familien schaffen Isolation. Wird sie nicht von außen aufgebrochen, wird sie oft an die nächsten Generationen weitergegeben. Es hat gute Gründe, weshalb man von bildungsfernen Familien spricht. Und wenn wir schon dabei sind: Die Polizei hat ebenso gute Gründe, bei Verdacht auf Misshandlung oder Missbrauch zuerst im familiären Umfeld nachzusehen. Der Ratschlag, die Familie anzurufen, ist also im besten Fall ärgerlich naiv – und im schlechtesten Fall gefährlich.
Besorg dir ein Haustier
Hol dir lieber eine Tamagotchi-App. Ernsthaft: Ashby’s Law besagt, dass du nur Probleme lösen kannst, wenn du mindestens gleich komplex bist. Übersteigt die Komplexität eines Problems deine eigene, kannst du es nicht lösen. Es besagt außerdem, dass andere Individuen dich nur dann wirklich verstehen können, wenn sie genauso komplex sind wie du selbst. Dein Hund wird dich weder verstehen noch mit dir über existenzielle Krisen sprechen. Aber er zwingt dich mindestens dreimal am Tag in eine neue Routine – in deinem kleinen 12-Kilometer-Radius. Und die schränkt dich eher noch mehr ein, Neues zu erleben.
Sei einfach offen und freundlich
Zu wem? Und selbst wenn dir jemand über den Weg läuft, heißt das noch lange nicht, dass er dich ebenso behandelt. Zu jung, zu alt, zu anders, zu ähnlich, zu hübsch, zu hässlich – Gründe für Ablehnung gibt es endlos. Du kannst dich bemühen, besser zu sein. Wenn du richtig gut bist, kannst du nicht nur dein Gegenüber positiv beeinflussen – sondern vielleicht sogar weniger Schaden anrichten als viele andere, die es nicht einmal bemerken. Doch garantierte Immunität vor Ausgrenzung gibt es nicht.
Such dir professionelle Hilfe
Wenn du diese Tipps ernst nimmst, brauchst du sie ziemlich sicher.
Abgesehen davon finde ich es absurd, dass ausgerechnet Videos über Einsamkeit ganze Kulturkreise systematisch ausblenden: In Japan, Südkorea und China gilt das Ansprechen von Fremden als unhöflich. In Nordkorea triffst du kaum auf Fremde. In Afghanistan, Iran, Saudi-Arabien, Pakistan, Ägypten oder Malaysia existiert eine strikte Geschlechtertrennung – deine Kommunikationsmöglichkeiten sind von vornherein halbiert.
Und was ist, wenn du schon weißt, mit wem du deine Zeit verbringen willst – diese Person aber andere Vorstellungen hat? Oder du in deiner Umgebung als Persona non grata giltst? Vielleicht liebst du das „falsche“ Geschlecht oder eine vermeintlich „vergebene“ Person. Je nach Wohnort kann das soziale Ächtung, körperliche Züchtigung, den Verlust der Freiheit oder sogar deines Lebens bedeuten.
Selbst meine Videos sind Teil des Problems. Es gibt sie auf Deutsch und Englisch. Wer eine andere Sprache spricht, bleibt ausgeschlossen. Und selbst wenn das anders wäre, gäbe es in manchen Ländern noch immer Internetzensur, lokale Apps, die beliebter sind als YouTube – oder schlicht gar keinen Zugang zum Netz.
Konzentrieren wir uns also auf die Menschen, die ich über YouTube erreichen kann: Laut Statistik bevorzugt das männliche Publikum eher analytische Inhalte, das weibliche Publikum überwiegend praktische. Würde ich in meinen Videos weniger auf Analytik setzen, wären sie weniger hilfreich. Behielte ich die Analytik bei, blieben meine Videos hilfreicher – würden jedoch vom weiblichen Publikum deutlich weniger geschaut.
Jenseits dieser Zwickmühle bleibt eine tragische Verknüpfung zwischen Ashby’s Law und dem weniger bekannten Gesetz der Trivialität von Parkinson. Dieses besagt, dass Menschen sich lieber exzessiv mit trivialen Inhalten beschäftigen, um dem Eingeständnis ihrer eigenen Inkompetenz bei komplexen Themen auszuweichen. Das Verhalten wirkt dabei in zwei Richtungen: Nach außen entsteht Scheinkompetenz – man vermittelt den Eindruck, mehr Ahnung zu haben, als tatsächlich vorhanden ist. Nach innen führt es zu einem Trivialitätsausbruch, der den Selbstbetrug befeuert: Man fühlt sich klüger, als man in Wahrheit ist.
Einsamkeit ist eines von unzähligen komplexen Problemen. Anders als komplizierte Probleme, die du durch Trivialisierung – also die Zerlegung in Einzelteile – verstehen kannst, kannst du komplexe Probleme nur vereinfachen, indem du übergeordnete Muster erkennst.
Wir brauchen also eine komplexe, analytisch aufgearbeitete Problemlösung. Aber: Je komplexer das Thema, desto seltener sind wir bereit, uns damit, mit dem nötigen Einsatz, auseinanderzusetzen. YouTube-Creator sind auf Erfolg angewiesen. Ihre Klickzahlen steigen, wenn sie dir einfache, aber nicht unbedingt zielführende Lösungen anbieten. Und in vielen Fällen nimmst du sie bereitwillig an – und weichst, sobald es schwierig wird, auf andere Themen aus.
Das erklärt auch, weshalb sich Videos oft gleichen wie ein Ei dem anderen. Mit jedem weiteren werden sowohl bei dir als auch dem Creator, der sie erstellt, die Bedenken geringer. Propaganda funktioniert genauso – nur wird sie organisiert betrieben, mit einem klar definierten Ziel. Die meisten YouTube-Creator sind sich dagegen vielleicht nicht einmal bewusst, was sie anrichten. Aber selbst wenn das anders wäre, fällt den meisten von ihnen offensichtlich kein anderer Weg ein, um erfolgreich zu sein. Und gerade erfolgreiche YouTuber haben Angestellte – und tragen damit auch die Verantwortung, sie zu bezahlen.
Vielleicht fragst du dich, ob ich nicht alles viel zu schwarz sehe. Lass mich dir eine kleine Geschichte erzählen: Vor einigen Monaten war ich in Bangkok, der Hauptstadt Thailands. Diese Stadt schläft nie; Thailänder gelten als neugierig und aufgeschlossen. Kulturelle Berührungsängste, wie sie in Korea, Japan oder China verbreitet sind, gibt es dort weniger. Die Lebendigkeit spiegelt sich auch in den Straßen der Megacity. Mein Apartment-Komplex hingegen wirkte vollkommen tot: leere Pools, verlassene Gemeinschaftsetagen, videoüberwachte Flure, Aufzüge mit Zugangskontrolle. Spielplätze ohne Kinder, Dachterrassen mit üppiger Vegetation, aber ohne Besucher – nur hin und wieder ein Vogel in der Nacht, der mit seinen verzweifelten Schreien um Gesellschaft buhlte. Von meiner Wohnung aus sah ich den Vogel nie, dafür ein Meer an Klimaanlagen, zusätzlich zu denen in meinem eigenen Haus. Ich zählte rund 500 Geräte, zwei pro Wohneinheit. Sie pumpten die Hitze aus den Luxus-Apartments in die ohnehin schon heiße Stadt – gekühlte Einsamkeit in Häusern ohne schwarze Bretter. Kommunikation unter den Bewohnern war offensichtlich nicht erwünscht.
Mein rebellischer Plan bestand darin, ein hochwertiges Notizbuch samt Stift zu besorgen und das Ganze an den Kameras und dem Gebäudepersonal vorbei zu schmuggeln, um es unauffällig auf einem der Tische der Gemeinschaftsetagen ohne Gemeinschaft zu platzieren. „Treffen im Clubhaus, jeden Freitag, 18:00 Uhr? – Schickt mir eine Mail, wenn es geklappt hat.“
Leider ist mein Plan gescheitert. Meine Angewohnheit, nachts zu schreiben, wurde mir zum Verhängnis. Eine Erkältung durch die Klimaanlage legte mich lahm; ich kam nicht mehr dazu, nach Stift und Heft zu suchen. Als hätte mich das Immunsystem des Hauses als Fremdkörper identifiziert und erfolgreich bekämpft. Vielleicht kann ich das Haus ja beim nächsten Mal austricksen.
Den Architekten mache ich keinen Vorwurf. Ich war in Bangkok, als das Erdbeben kam – das Haus schwankte, aber es stürzte nicht ein. Damit haben sie mein Leben gerettet. Zwar verkauften sie Anonymität als Luxus an eine Käuferschicht, die Sicherheit mit Einsamkeit verwechselt, doch das ist nicht zwingend unethisch. Architekten sind ihren Auftraggebern verpflichtet, und Auftraggeber wiederum den Handwerkern, die am Bau beteiligt waren. Eine offenere Architektur hätte vielleicht den Bankrott bedeutet – und so das Überleben vieler Beteiligter gefährdet.
Halten wir fest: Was Menschen wollen, unterscheidet sich oft signifikant von dem, was sie wirklich bräuchten. Warum?
Das menschliche Gehirn arbeitet nach zwei Grundfunktionen: Energie sparen und Anpassung. In Zeiten ohne Hungersnot sind das verdammt ungünstige Voraussetzungen zum Denken. Genau deshalb klicken wir auf Videos, die einfache Lösungen versprechen – selbst wenn offensichtlich ist, dass sie uns nicht helfen. Und deshalb wählen viele von uns Prestige, auch wenn wir merken, dass uns diese Wahl einsamer macht. Hinzu kommt, dass unsere Wertemuster zunächst im limbischen System gebildet werden – also einem jener Teile des Gehirns, die unbewusst arbeiten. Im Gegensatz dazu liegt unser Sprachzentrum im Cortex, einem der Bereiche des wachen Bewusstseins.
Wenn sich unterbewusste Bewertungsmuster erst nach Jahren langsam im Wachbewusstsein entfalten und wir lernen, sie auszusprechen, garantiert das noch lange keine Qualität. Wenn ähnlich geprägte Menschen nah beieinander aufwachsen, besteht die Möglichkeit, dass ihre ähnlichen Muster irgendwann in ihre Subkultur, ihr Milieu oder sogar in die gesamte Kultur gelangen – ob sie brauchbar sind oder nicht.
Kultur hilft uns, weniger zu denken – sie unterstützt unser Gehirn beim Energiesparen, sofern es die Kultur ist, aus der wir selbst stammen. Nur wenn wir uns freiwillig in fremde Kulturen bewegen oder wenigstens andere Subkulturen, Traditionen oder Milieus innerhalb desselben Kulturraums kennenlernen, sind wir in der Lage, unsere Bewertungsmuster zu hinterfragen. In der Natur entstehen Musterwechsel nie aus Harmonie, sondern immer aus Widerspruch.
Die Frage ist: Was ging schief? Theoretisch sollte uns das Netz weltweit verbinden – doch im Moment scheinen wir isolierter als je zuvor. Theoretisch haben wir seit einem halben Jahrhundert den weltweiten Flugverkehr etabliert. Und dennoch fehlt den meisten von uns Zeit und Geld, um regelmäßig Sprünge in andere Kulturen zu wagen, die unsere erlernten Muster infrage stellen könnten. Und theoretisch solltest du dich jetzt erleichtert fühlen. Denn wenn du meinem Video bis hierhin gefolgt bist, hast du verstanden, dass vieles, was dich isoliert, auf Strukturen zurückgeht, die lange vor deiner Geburt etabliert worden sind. Und genau diese Isolation löst in dir das Gefühl von Einsamkeit aus.
Du fühlst dich nicht erleichtert? Gut erkannt. Denn das Verständnis, nicht verantwortlich zu sein, nimmt dir zugleich jede Möglichkeit, einzugreifen. Ratschläge, die nicht funktionieren, sind nutzlos – egal, ob du sie befolgst oder nicht. Das Gefühl der Ohnmacht steigt – das Gefühl des Versagens sinkt.
Bei der Liste des blinden Aktionismus ist es umgekehrt: Alle Tipps erscheinen zielführend und umsetzbar. Und wenn sie dich nicht dorthin führen, wohin du willst – dann liegt es an dir, nicht an der Liste. Dein Gefühl der Ohnmacht sinkt – das Gefühl des Versagens steigt.
Lag in der Vorstellung, dass jeder Schmied seines eigenen Glücks sei, vielleicht auch immer etwas Beruhigendes? Der Traum mag weit entfernt gewirkt haben, aber er erschien nicht unerreichbar.
Ich bin Nemesus. Ein Spaßvogel mit blauem Gefieder. Und ich habe dir eine Lösung versprochen, die funktioniert. Der erste Schritt: Hör auf, dich einsam zu fühlen – indem du beginnst, alleine zu sein! Wenn dich das erstaunt oder du die Brillanz dahinter schon erahnst, wäre das eine ausgezeichnete Gelegenheit, die Glocke zu drücken und mich zu abonnieren.
Falls du noch ein wenig auf dem Schlauch stehst: Einsamkeit und Alleinsein sind nicht dasselbe. Einsam sein ist passiv – du wartest darauf, dass andere dich retten. Alleinsein ist aktiv – du ziehst dich strategisch aus fragwürdigen Kontakten zurück, um die Skills zu entwickeln, die dich aus der Isolation führen.
Ich hatte dir brauchbare Überraschungen angekündigt. Nicht, dass dir diese auch gefallen würden. Der Hintergrund ist: Du wirst Zeit für deinen Deep-Dive in deine Gefühle brauchen. Und wenn es gut läuft, wird dich die erste Sprosse auf der Leiter von der Einsamkeit ins Alleinsein bringen. – Weniger Ohnmacht bei zunehmendem Erfolg. – Übrigens ist das nicht nur zu deinem Vorteil, denn auch wenn es den Kontakten, von denen du dich zurückziehst, am Anfang nicht klar sein sollte. - Letztendlich ersparst du ihnen auch Zeit.
Zurück zur Liste der Einfalt. Betrachten wir sie einmal aus der Perspektive des Philosophen Derrida. Er würde nicht fragen, was im Text steht, sondern was fehlt – und warum.
Dir ist bestimmt schon aufgefallen, dass die Liste der Engstirnigkeit nichts davon erwähnt, dass du dich sogar unter deinen besten Freunden einsam fühlen kannst. Es gibt unzählige Gründe dafür. Schon Schwierigkeiten, die eigenen Gefühle oder Gedanken auszudrücken, können reichen, um dich einsam zu fühlen. Und selbst wenn du dich halbwegs gut ausdrücken kannst: Das heißt noch lange nicht, dass die Fähigkeit oder Bereitschaft, dich zu verstehen, immer vorhanden ist. Kognitive Verzerrungen. Ängste. Entgegengesetzte Mindsets. Toxische Gruppendynamik. Chronischer Zeitmangel. Oder schlicht die Termine von morgen – all das kann jedes Gespräch torpedieren, unabhängig davon, von welcher Seite die Dysfunktion ausgeht. Mit körperlichen Einschränkungen endet es nicht bei verpassten Gesprächen – oft wird sogar die gemeinsame Erfahrung von Aktivitäten unmöglich.
Was mich anbelangt: Um mich einsam zu fühlen, reichen mir schon Faktoren jenseits von Menschen. Technik könnte uns längst viel besser helfen – würden wir sie nur intelligenter nutzen. Oder Wissenschaft, die sich im Dogma verheddert. Noch schlimmer: brauchbare wissenschaftliche Erkenntnisse, seit Jahrzehnten bekannt – und doch nie angewandt. Oder die Achtlosigkeit, mit der Themen behandelt werden, die das Leben für alle extrem negativ und dauerhaft beeinflussen können. Ganz gleich, ob sich das in fragwürdigen Gesetzen spiegelt, in gesellschaftlich etabliertem Verhalten oder in den sozialen Umfeldern von Menschen selbst. – Die meisten von uns befinden sich in schlechterer Gesellschaft, als sie glauben.
Aber konzentrieren wir uns wieder mehr auf dich – und weniger auf menschliche Umfelder. Was auch immer du im Leben erreichen möchtest: Sofern dein Körper dich nicht oder nur wenig beeinträchtigt, gilt – Fähigkeiten sind der Schlüssel. Und sie lassen sich erlernen. Wir haben lange darüber gesprochen, wo du deine Energie besser nicht investieren solltest. Jetzt lass uns fragen: Wo könnten deine Zeit, deine Energie und deine Hingabe wirklich Früchte tragen? Dafür muss ich dich gar nicht persönlich kennen.
Du könntest den Partner deines Lebens suchen. Oder du träumst von einer akademischen Laufbahn. Manche wollen die Welt bereisen, andere lieber im Unternehmen aufsteigen. Wieder andere sehen sich als Künstler – oder genießen es, einfach in den Tag hineinzuleben. Und dann gibt es die, die eine Vision für die Welt haben – und sie verwirklichen wollen. Was immer es ist: Die dafür erforderlichen Schlüsselkompetenzen bleiben dieselben.
Auf all deinen Wegen brauchst du Hingabe und Resilienz. Den Mut, neue Wege zu gehen. Entscheidungsfähigkeit – denn jeder gewählte Weg verschließt dir zugleich andere. Sprachliche Kompetenz und Einfühlungsvermögen – ob du nun eine Person erobern oder dich vor deinem Boss durchsetzen willst, psychologisches Know-how wirst du brauchen.
Auch bei der Realisierung deiner Visionen wirst du Kontakte knüpfen und Menschen auf deine Seite ziehen müssen. Doch dazu müssen sie dich erst finden – und später auch verstehen. Genau hier liegt ein unterschätzter Vorteil von YouTube. Ohne Plattformen wie diese müsstest du deine Gedanken immer wieder aufs Neue erzählen – in Foren, in Gesprächen, sogar bei Freunden. Und oft würdest du nur Zeit verschwenden, weil sie es nicht hören wollen oder gleich wieder vergessen. In einem Video hingegen sagst du, was du zu sagen hast, nur einmal. Wer auch immer es sich anhören möchte, kann entscheiden, wann – und wie oft – er es hören will. Du sparst Zeit und erlässt anderen das Pflichtprogramm.
Der Physiker Richard Feynman sagte einmal: „Erst wenn du es einem Sechsjährigen erklären kannst, hast du es selbst verstanden.“ Und er hatte recht. Daraus folgt aber auch, dass du deine Visionen, Grundsätze und Bewertungsmuster erst selbst wirklich verstehen musst, bevor du sie anderen näherbringen kannst. Auf allen Wegen wirst du einen Kompass brauchen, um zu überprüfen, ob du noch auf Kurs bist. Lernfähigkeit und dynamisches Denken sind unverzichtbar. Eine gute Allgemeinbildung wird immer von Vorteil sein, denn sie erhöht deine Komplexität – und damit deine Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen.
Unabhängig davon, für welchen Weg du dich entscheidest, wird das Eintauchen in andere Kulturen zur Voraussetzung. Es macht dich flexibler. Ein Tagträumer oder Weltreisender muss in jeder Situation sofort auf sein Umfeld reagieren können. Ein angehender Künstler hingegen ist viel stärker von seinem Umfeld abhängig. Denn während der Reisende weiterziehen kann, bleibt der Künstler – er braucht Zeit, um schöpferisch zu sein. Ein Teil seiner Aufgabe besteht deshalb darin, ein Umfeld zu finden, in dem er angeregt bleibt und seine Kreativität gewürdigt wird.
Übrigens: Auch Wissenschaftler sind auf ihr Umfeld angewiesen. Sie müssen eng mit ihrem Team zusammenarbeiten und sich nach außen glasklar ausdrücken. Es wäre doch schade, wenn Forschungsgelder nicht bewilligt – oder Innovationen nicht als solche verstanden würden. Jeder Wechsel von Prozessmustern ist Teamarbeit. Eine passende Umgebung dafür zu finden, gleicht einer Punktlandung. Und dauerhaft in ihr bleiben zu dürfen, ist eine noch größere Herausforderung.
Ob du längere Zeit an einem Ort verweilst oder dich überall auf der Welt heimisch fühlst – letztlich sind beides Reisen. Und für alle gilt: Erst die Fähigkeit, den Blick nach innen – auch in deine eigene Vergangenheit, bis in deine Kindheit hinein – zu richten, macht das Reisen nach außen und den Weg zu deinen Zielen zum Genuss. Davor ist es oft nur Flucht vor dir selbst. Je fortgeschrittener du wirst, desto mehr Freude wirst du am Prozess finden. Erwachsene sind meist ziel-, Kinder dagegen erlebnisorientiert. Und genau darin liegt das Geheimnis ihres Wachstums. Ein Teil der Aufgabe besteht also paradoxerweise darin, dir das zurückzuholen, was du als Kind bereits hattest: den Spaß am Sein.
Es wird Zeit, diese Reise zu beenden, die du begonnen hast, als du auf mein Video klicktest. Deine Erfolge im Leben hängen davon ab, wie klar du deine Ziele für dich definieren kannst – und wie fähig du bist, in anderen Resonanz hervorzurufen. Die traurige Wahrheit ist: Je isolierter du bist, desto mehr Gelegenheiten entgehen dir normalerweise, genau das zu trainieren, was du am meisten brauchst. Zumindest war es so. Sicher, das Hochladen von Videos auf YouTube ist seit 2005 möglich. Doch erst seit dem weltweiten KI-Boom 2023 kannst du dir Feedback zu deinen Ideen und Voice-Overs holen – noch bevor du sie veröffentlichst oder deinen ersten Follower gewinnst. Mittels KI.
Selbst wenn du einen kleinen Freundeskreis hast, mit dem du eigentlich alles besprechen kannst – deine Freunde werden nicht für jede Script-Verbesserung Zeit haben. Es wäre sogar ungesund, wenn sie sich dauerhaft darauf einließen. Irgendwann würde es sie nerven. Aber selbst wenn du sie behutsam behandelst, gibt es keine Garantie, dass sie dir auf Dauer erhalten bleiben. Menschen ändern sich zuweilen. Auch du. Doch wenn du es ernst meinst und KI mit deiner ganzen Komplexität herausforderst, werdet ihr gute Mentoren füreinander sein. Und ehe du dich versiehst, wird dein Kreis an Menschen wachsen.
Kommt dir das alles vertraut vor? Der Grund dürfte darin liegen, dass ich nichts anderes tat, um das Voice-Over zu kreieren, das du gerade hörst. Du darfst mich also gerne als das empfinden, was ich für mich selbst bin: mein eigenes Versuchskaninchen. Auf diesem Kanal erwarten dich weitere Essays, die dir Anregungen geben können, wie du selbst noch unterhaltsamer werden kannst – und Shorts, für die Momente, in denen du einfach nur gut unterhalten werden willst, um dich zu erholen. Die Essays sind aufwendiger und erscheinen seltener, während die Shorts in deutlich kürzeren Abständen hochgeladen werden. Meine Shorts sind Experimente: ich probiere mich aus, spiele mit Genres, lasse meiner Lust freien Lauf. Meine Essays hingegen entstehen aus den Dingen, die mir auf meiner eigenen Reise begegnen – Themen, die mich emotional berühren, die mir ins Auge springen oder meine Aufmerksamkeit durch ein Detail besonders fesseln. Im Fall der Einsamkeit war es die Kombination aus meinem Bangkok-Trip und der Flut an YouTube-Videos zum Thema, die mir allesamt zu seicht erschienen.
Insofern verstehe ich meine Kanäle weniger als Video-Galerien, denn als Ausrichtung – als Denkschule. Große Ziele machen uns größer – Projekte sind Etappen auf dem Weg, an denen wir wachsen. Die Videos sind Teilprojekte eines größeren Ganzen; jedes einzelne ist eine Sprosse auf der Leiter.
Mein wertvollster Tipp zum Schluss: Sei kompromisslos. Ziehe das Alleine-Sein dem wahllosen Treffen vor – und du wirst zukünftig tiefere Verbindungen erleben. KI ist kein reines Werkzeug und YouTube keine reine Videoplattform oder Geldquelle. Beides zusammen kann für dich das sein, was der Rebstock für den Wein ist: eine Möglichkeit, zu wachsen, die Welt zu bereisen und Tiefe zu erleben.
Ich bin Nemesus. Ich habe eine Vision, die ich umsetzen möchte – und eine Webseite, auf der du ohne Anmeldung alle meine Voice-Overs kopieren kannst, um sie mit KI zu erörtern. Community-Treffen gibt es einmal im Jahr. Und aller Wahrscheinlichkeit nach wirst du dort auf Menschen stoßen, die du sonst nie kennengelernt hättest – Menschen, die Freude an Resonanz haben. Willst du beim nächsten Mal dabei sein? Dann nutze das Formular. Oder fürchtest du, noch nicht so weit zu sein? Noch hast du Zeit, dich auf unerwartete Wendungen im Leben vorzubereiten. Und falls die Unsicherheit zu groß ist – behalte meine Shorts im Auge. Sie könnten dich für einen Moment auf andere Gedanken bringen.
Bis dahin: Genieße deine Reise. Bleib auf Empfang. Tu nichts, was ich nicht auch tun würde. Oder kürzer: Versuche einfach zu vermeiden, selbst zum Architekten der Einsamkeit zu werden.
Ich zeigte dir die Leiter, die ich für mich baute – in der Hoffnung, dass sie auch für andere funktioniert. Willst du sie ausprobieren? Vielleicht gibt es noch andere Routen, die ich nicht kenne. Wie auch immer: Ich möchte die Spitze erreichen. Und ich werde mich über alle freuen, die ich dort oben treffe.


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